Mehr als 150 km nördlich von Lima, genauer gesagt im Supe-Tal, in Barranca, wurde vor mehr als fünfttausend Jahren die bis heute älteste Stadt Amerikas gegründet: Caral. Obwohl die Hochkultur Caral über keine Arbeitsmittel oder Kenntnisse der Töpferei verfügte, implementierte sie den Tauschhandel, führte Hierarchien ein, verstand es interkulturelle Beziehungen zu pflegen und verwaltete das Ökosystem einer ganzen Region.


Vor diesem Hintergrund kann man heute unfehlbar sagen, dass die Menschen aus Caral anderen Völkern in Mesoamerika um mehr als 1000 Jahre voraus waren. Bezüglich der Mayakultur könnten hier sogar bis zu 2000 Jahre dazwischenliegen. Dies liegt unter anderem daran das die Hochkultur Caral trotz einem Leben in völliger geographischer Isolation, faszinierende Bewässerungskanäle und Klimakalender entwickelten und sich somit einen ausschlaggebenden Fortritt zu anderen Kulturen verschaffen konnten.

 

Obwohl die Hochkultur Caral über keine Arbeitsmittel oder Kenntnisse der Töpferei verfügte.
Kredit: Daniel Silva / PromPerú.

 

Organisation und gewaltige Architektur
Zwischen 3000 und 2500 v.Chr. begannen die Einwohner von Caral kleine Siedlungen in der heutigen Provinz Barranca zu gründen, die miteinander interagierten und Produkte und Waren austauschten. Es wurden neue große städtische Zentren erbaut, in denen wichtige kreisförmige Plätze und öffentliche Anlagen in Pyramidenform errichtet wurden und als zeremonielle Zentren dienten. In den Anlagen wurde zu den Gottheiten gebetet und Opfergaben zum Zeichen der Dankbarkeit verbrannt.


Die Bedeutung des Wassers

 

Während ihrer Existenz baute die Kultur Carals ein beeindruckendes Bewässerungssystem. Überreste der Bewässerungskanäle zeigen noch heute, wie sie das Klima und die Wasserressourcen für sich nutzten. Durch die spezielle Konstruktion der Wassergraben gelang es ihnen die Richtung des Windes so zu lenken, dass auch weit entfernte Gebiete bewässert und dort das Wasser für häusliche Zwecke genutzt werden konnte.


Die Wasserbeschaffung war eine der wichtigsten Aufgaben des täglichen Lebens dieser Hochkultur. In verschiedenen Regionen des Tals wurden sogenannte „Puquios“ gebaut ("Quellen" in Quechua), die als Wasserspeicher dienten.


Auf Tauschhandel basierende Wirtschaft
Das Wirtschaftsfundament Carals bestand aus der Fischerei und der Landwirtschaft. Nachforschungen haben ergeben, dass die Bevölkerung Carals Produkte wie Baumwolle und dehydrierten Fisch mit anderen Völkern der Anden und dem Amazonasgebiet tauschten. Der Tauschhandel wurde demnach auch mit anderen, weniger entwickelten Kulturen betrieben, die im Andenraum lebten.

 


Was die Bürger Carals außerdem Charakterisierte war ihr umfangreicher Kenntnisstand wissenschaftlichen und technologischen Ursprungs, welcher auf benachbarte Kulturen übertragen wurde. So konnte man die Entwicklung und die Erschaffung neuer landwirtschaftlicher Techniken wie beispielsweise die Bewässerungskanäle auch in umliegenden Regionen finden. Auch gibt es Hinweise für einen möglichen Zusammenschluss verschiedener Gruppen, welchen man mit den selbst erbauten Waffen auch einer organisierten Armee gleich stellen könnte. 


Zukunftsvision
Der sorgfältige Umgang mit Wasser und auch die Nahrungsmittelkonservierung waren Schlüsselfaktoren der Überlebenssicherung. Da die Stadt Caral in einer Halbwüste angesiedelt wurde und das Wasser folglich eher knapp war, machten sich die Bewohner von Caral viele Gedanken über die Verwaltung ihres Ökosystems und erkannten bereits bestimmte Klimaveränderungen wie zum Beispiel das heute als „El Niño“ bekannte Wetterphänomen. Über Caral wird aufgrund dieser fortschrittlichen Entwicklung heute auch noch als die "erste nachhaltige Stadt der Welt" gesprochen.


Anmerkung
Aufgrund ihrer beeindruckenden Architektur, ihres Alters und ihrer landschaftlichen Erstreckung erklärte die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO), die archäologische Stätte Caral, im Jahr 2009 zum Weltkulturerbe.


Quellen: National Geographic/ Servindi/ Gestión/ El País

 

 

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